Linksrum Abstimmen&Wählen Woche 37/2016

Abstimmung

zugespitzt

Rentenverluste der zweiten Säule müssen ausgeglichen werden

von Jacob Auer, Kantonsrat

Wer in den nächsten Jahren in Rente geht, muss mit happigen Rentenverlusten rechnen. Die Pensionskassen befinden sich in der Krise. Sie kämpfen mit immer tieferen Negativzinsen und tiefen Renditen. Kommt dazu, dass die Rechte im Parlament das heutige gesetzliche Rentenniveau nicht mehr halten will. Die AHV-Renten müssen laut Verfassung existenzsichernd sein. Die Realität ist leider anders. Wohnungsmiete und Krankenkassenprämie beanspruchen zwei Drittel der AHV-Maximalrente. Die AHV ist gegenüber den Löhnen deutlich in Rückstand geraten. Das sagt auch der Bundesrat. Die letzte grosse Anpassung der AHV-Renten gab es 1975. Anders als die Pensionskassen, die stark den Risiken der Finanzmärkte ausgesetzt sind, ist die AHV stabil. 38 Prozent der Rentnerinnen verfügen heute nur über eine AHV-Rente. Jene, die eine Pensionskasse haben, müssen sich jedoch im Schnitt mit halb so hohen Renten begnügen wie die Männer. Wegen der Lohnungleichheit, Babypausen und weit verbreiteter Teilzeitarbeit. Die AHV trägt der Erziehungs- und Betreuungsarbeit Rechnung. Hier sind die Renten zwischen Mann und Frau im Schnitt fast gleich hoch. Viele junge Menschen arbeiten nach ihrer Ausbildung zuerst in schlecht bezahlten Praktika und Mini-Jobs. Viel können sie nicht in eine zweite Säule einbezahlen. Zudem kommt sie der Aufbau der zweiten Säule viel teurer zu stehen als die AHV. Geld, das ihnen im Portemonnaie fehlt. Oft gerade in Zeiten, in denen sie es am nötigsten haben - etwa als junge Eltern. Eine bescheidene Erhöhung der Lohnbeiträge um je 0,4 Prozent für Arbeitgeber und Arbeitnehmer reicht, um die Erhöhung der AHV-Renten um 10 Prozent zu finanzieren. Mit einem Bruttolohn von 5000 Fr. bezahlt ein heute 30-Jähriger etwa 20 Franken pro Monat, erhält dafür aber nach der Pension monatlich fast 200 Fr. mehr Rente. Fast drei Viertel der EL-Bezüger werden mit dem AHVplus Zuschlag das gleiche verfügbare Einkommen haben wie bisher. Aber ihr Einkommen wird zu einem grösseren Anteil von ihrer AHV-Rente stammen, was sicherer ist. Denn wie bereits ausgeführt steigt der politische Druck für Kürzungen bei den EL. Versicherungsleistungen können hingegen nicht ohne weiteres gesenkt werden. Fast 50'000 EL-Bezüger werden dank AHVplus ein höheres verfügbares Einkommen haben. Die drohenden Leistungskürzungen bei den EL können sie so besser meistern.

Wer rechnet, stärkt die AHV.

Am vergangenen Samstag demonstrierten in Bern 20'000 Menschen für eine starke AHV und gegen Rentenabbau. Bildquelle: facebook/spschweiz

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