Linksrum - Woche 22/2018

Rotes Präsidialjahr

zugespitzt

Startschuss ins rote Präsidialjahr

von Julian Fitze, politischer Sekretär

Mit der Wahl von Cornelia Komposch, Turi Schallenberg und Walter Hugentobler in Schlüsselstellen der kantonalen Politik sowie Edith Graf-Litscher, welche die Komission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrates präsidiert und der für heute Abend geplanten Wahl von Barbara Dätwyler zur höchsten Frauenfelderin ist das rote Präsidialjahr eingeläutet. Die SP Thurgau wird zu diesem Thema und mit diesen Aushängeschildern sozialdemokratischer Politik am kommenden Montag ihre Jahrespressekonferenz abhalten.

Am öffentlichen Empfang des neuen Grossratspräsidenten in Bürglen hielt Turi Schallenberg eine berührende Rede, die wir an dieser Stelle ungekürzt zum Nachlesen wiedergeben wollen:

Begrüssungsansprache

Sehr geehrte Frau Regierungspräsidentin
Sehr geehrter Herr Nationalrat
Sehr geehrte Frau Kantonsratspräsidentin des Kantons Zürich
Sehr geehrte Frau Kantonsratsvizepräsidentin des Kantons St. Gallen
Sehr geehrte Damen und Herren Kantonsrätinnen und Kantonsräte vom Kanton Thurgau
Sehr geehrte Herr Gemeindepräsident
Sehr geehrte Frau OK-Präsidentin und geschätzte OK-Mitglieder
Sehr geehrte Damen und Herren
Liebe Bürglerinnen und Bürgler
Liebe Gäste

Ja, liebe Damen und Herren, wenn die Begrüssung etwa die Hälfte der Zeit der ganzen Ansprache benötigt, dann ist der Redner oder die Rednerin aufgerufen während der Ansprache schnell zum Punkt zu kommen. Und Sie können mir glauben, dies wäre auch im Grossen Rat oft nicht schlecht, wenn die Redner ein bisschen schneller zum Punkt kommen würden. Und heute Morgen hat mich eben dieser Großen Rat des Kantons Thurgau zu seinem Präsidenten gewählt. In meiner persönlichen Vorbereitungszeit auf dieses Amt, als ich bereits schon Vizepräsidenten war, hat mir jemand gesagt; jetzt rettet dich nur noch der Tod vor dem Präsidium. Ich bin trotz der Nervosität noch nicht gestorben und bin ganz froh darüber. Es ist eine sehr große Ehre und eine ebenso große Herausforderung die dieses Jahr für mich bereit hält. Und ich danke auch an dieser Stelle meinen Kolleginnen und Kollegen im Grossen Rat dass Sie mir für dieses Amt Ihr Vertrauen schenken. Vielen herzlichen Dank.

Oh Thurgau, du Heimat. Dieses Lied werden wir sicher noch singen, und ich hoffe wir singen mindestens vier der ungefähr 21 vorhandenen Strophen. Und wir werden "Oh Thurgau, du Heimat" singen. Ich schätze mich glücklich darf ich in einer intakten und landschaftlich wunderschönen Heimat leben und davon singen. Von einem Ort mit blühenden Wiesen, mit Kornfeldern, Weinstöcken, Täler und Höhn. Und von Dörfern, in denen man das Glockengeläute vom Kirchturm hört. Ja wir leben in einem Land das nicht zerbomt ist, das nicht mit Landminen übersät ist und in dem keine Kriegsruinen stehen. Wir leben auf einem intakten Fleckchen Erde. Wir dürfen aber nie vergessen, dass dies nicht selbstverständlich ist. Was unsere Eltern-, Grosseltern- und Urgrosselterngenerationen aufgebaut haben ist unser Erbe, wofür wir heute die Verantwortung tragen, damit auch unsere Kinder, unsere Enkel und Urenkel immer noch darauf gut leben können. Wir, wir alle sind aufgerufen unserer Landschaft, unseren Bächen, unserem See und unserer Fauna und Flora Sorge zu tagen. Ernährt werden wir schlussendlich vom Boden, vom Land, auch wenn wir auch diesbezüglich schon längst international unterwegs sind.
Sorge tragen müssen wir aber auch unseren Mitmenschen; natürlich unseren Freunden, aber auch dem Nachbarn, den unbekannten Leuten aus der Gemeinde, den Städtern, den Landeiern, den komisch Gekleideten und den Andersdenkenden. Nur wenn wir offen bleiben und auf all das Unbekannte zugehen, werden wir unser Land und unseren Kanton weiterbringen.

Jetzt bin ich gerade ein wenig philosophisch geworden. Ich bin kein Pfarrer und ich bin auch kein Kind von Traurigkeit, aber wenn man ein solches Amt in Angriff nimmt ist Ernsthaftigkeit angesagt. Mit flotten Sprüchen führt man kein Grossratspräsidium! Wenn die Ernsthaftigkeit und die seriöse Aufgabenerfüllung das Fundament ist, dann darf darauf die Freude und die Fröhlichkeit gebaut werden. Und darum, geschätzte Damen und Herren, setze ich mein Präsidialjahr unter ein Motto, Und dieses Motto lautet: "Lebensfreude"

Als Amtsleiter von sozialen Diensten habe ich es professionell mit Dingen zu tun, die in unserer Gesellschaft nicht rund laufen. Wenn man immer wieder konfrontiert ist mit Armut, Streit, Alkoholsucht usw. dann läuft man Gefahr zu glauben unsere Welt sein nur schlecht (oder mindestens diese Welt in der ich drin lebe). Dabei ist das Gegenteil der Fall; z.B. nur ein verschwindend kleiner Teil der heutigen Jugend macht keine Ausbildung. Viele engagieren sich in Vereinen. Wenn ich die jungen Leute von heute betrachte, habe ich keine Angst vor der Zukunft (wenn ich die aktuellen Machthaber von Russland und den USA anschaue schon eher, aber ich habe keine Angst vor der Zukunft).

Wie gesagt, wir leben auf einem intakten Fleckchen Erde und wenn wir, wir die jetzt in der Verantwortung stehen, es fertig bringen die Strukturen so zu gestalten, dass auch weiterhin:

  • Menschen in Wohlstand leben können und ein Dach über dem Kopf haben
  • Jede und jeder die eigene Meinung öffentlich sagen kann
  • Alle eine Aufgabe und Erfüllung haben
  • Unser Land, unsere Gewässer und unsere Tiere gesund sind

Dann haben wir auch das Recht uns an unserem Leben zu erfreuen und diese Lebensfreude in die Welt hinaus zu tragen.

In meinem Präsidialjahr werde ich an vielen verschiedenen Anlässen teilnehmen und ich freue mich wie ein Kind auf die vielen fröhlichen Gesichter und freudigen Stunden. Ich freue mich viele Facetten des Thurgaus kennenlernen zu dürfen, die ich bisher noch nicht kenne. Und ich freue mich die Lebensfreude von ganz vielen Thurgauerinnen und Thurgauer teilen zu dürfen. Und jetzt gerade, freue ich mich auf ein fröhliches Fest zusammen mit Ihnen.

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