Linksrum - Woche 48/2017

#metoo

Olma-Thurbo

Genau darauf haben wir gewartet.

Leserinnenbrief von Marianne Sax, Kantonsrätin Frauenfeld

Mitte November fand auch die Kooperation Tagblatt-Thurgauerzeitung zu einer Haltung über die #metoo-Bewegung, welche dazu aufruft, eigene Erfahrungen mit sexueller Gewalt öffentlich zu machen um die Dimension des Problems aufzuzeigen. Der entsprechende Beitrag von alt-Chefredaktor Höpli liess viele Leserinnen und Leser in ungläubiger Erstarrung zurück - andere, wie SP-Kantonsrätin Marianne Sax, beschlossen, diesen Kommentar nicht unbeantwortet stehen zu lassen:

Genau darauf haben wir gewartet: Dass uns der pensionierte Chefredaktor Gottlieb F. Höpli erklärt, wie das sei mit den Frauen und der sexuellen Gewalt. Nämlich total übertrieben. Und dass es anderswo auf der Welt viel schlimmer sei. Und dass wir "Feministinnen" uns glücklich schätzen sollten, dass wir uns in der Öffentlichkeit zeigen dürften, wie es uns passt. Herzlichen Dank, dass Sie uns Frauen diese wunderbare Errungenschaft der modernen Zivilgesellschaft unter die Nase reiben. Doch was in aller Welt hat das mit sexueller Gewalt zu tun? Als mich damals ein Mann am helllichten Tag mitten in der Zürcher HB-Halle festgehalten und mich in die Brust gekniffen hat und mir kein Mensch half, hätte ich mir da sagen sollen, naja, nicht so schlimm, dafür darf ich in Hosen herumlaufen? Ich glaube, Sie haben keine Ahnung, Herr Höpli. Jederzeit und überall müssen sich Frauen auf Belästigungen gefasst machen. Zu Hause. Im Büro. Im Zug. Und Sie schauen offensichtlich weg. Das dürfen Sie. Aber bitte halten Sie sich mit öffentlichen Ansichten zu Dingen, von denen Sie nichts verstehen, zurück.

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