Linksrum - Woche 10/2017 |
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Langsamverkehr |
von Marianne Sax, Kantonsrätin Frauenfeld
Am Montag, 20. Februar fand im Technischen Rathaus Hamburg-Altona eine öffentliche Sitzung des Verkehrsausschusses statt. Da ein umstrittenes Bauprojekt diskutiert werden sollte, drängte ich mich meiner Freundin Christiane Petersen kurzerhand auf zum Anschauungsunterricht in Lokalpolitik im Nachbarland.
Die Ausgangslage war spannend: Övelgönne, ein westlicher Stadtteil von Altona, besitzt einen spektakulären Sandstrand. Auf etwas weniger als einem Kilometer tummeln sich Sommer für Sommer Menschen, Hunde, Sonnenschirme. Es gibt zwei Kneipen und Meerbad-Feeling mit Ausblick auf die beeindruckende Hafenkulisse.
Der Strandabschnitt ist auch die schönste Verbindung zwischen dem Hamburger (Nobel-)Vorort Blankenese und Altona. Kein Wunder, möchten Pendlerinnen und Pendler gerne mit dem Velo der vielbefahrenen, meist vierspurigen Elbchaussee ausweichen und bevorzugen den Weg am Wasser. Auf bestimmten Abschnitten kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Velofahrern und Fussgängerinnen.
Dieses Problem will nun die Mehrheit von SPD und Grünen des Verkehrsausschusses mit einem neuen Rad- und Fussweg lösen. Nur schon die Ankündigung, einen solchen Weg in das bestehende Idyll bauen zu wollen, hat allerdings bei den Einwohnerinnen und Einwohnern einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Die Breite (6m) des Weges ist in der Tat beeindruckend und bei Flut wäre auf bestimmten Strandabschnitten nichts mehr vom Sand zu sehen. Sowieso ist es problematisch, einen solchen Ort der Begegnung und das beliebteste Naherholungsgebiet Hamburgs anzutasten.
Der ADFC Altona bietet zur Versachlichung der Diskussion diese Illustration des möglichen Radwegs an. Illustration: Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club Altona / David Zengerle, Foto: mediaserver.hamburg.de / Andreas Valbracht
Die Stimmung im Saal war angespannt. Die Gegner und Befürworterinnen des Projektes diskutierten hitzig, es gab laufend Zwischenrufe und Applaus. Ich hatte den Eindruck, dass viele der Gegner des Projektes Wählerinnen von SPD/Grünen gewesen waren und jetzt von ihrer Vertretung enttäuscht sind. Man merkte, dass es hier um eine wirkliche Herzensangelegenheit geht. Abgestimmt wurde über einen Antrag der CDU, das Projekt nicht mehr weiter zu verfolgen. Der Antrag wurde - dank der Fraktionsdisziplin von SPD/Grünen - abgelehnt. Nun geht es weiter und ich verfolge als Mitglied der Facebook-Gruppe "Gegen den Radweg in Övelgönne" gespannt den weiteren Lauf der Dinge.
In Bezug auf unsere politische Arbeit im Thurgau habe ich mir hinter die Ohren geschrieben, dass Velowege stets zurückhaltend geplant und wenn möglich in den bestehenden Strassenraum integriert werden sollten. Der Erhalt von unversiegeltem Boden ist ein Wert, der nicht hoch genug gewichtet werden kann.